COVID-19

Mit Elan und high-end-Technologie durchs Krisenjahr

5min
Andrea Lutz
Veröffentlicht am 19. Oktober 2020

Das Diagnostikum Linz hat 2020 den Weg der Erneuerung eingeschlagen – und trotz COVID-19 weicht das Team nicht von diesem Kurs ab.

Fotos: Werner Harrer

Die Diagnostikum Gruppe vereint führende Radiologiezentren an vier Standorten in Österreich. Dr. Peter Brader ist seit Januar 2020 für das Diagnostikum Linz verantwortlich. Das Jahr, in dem er die ärztliche Leitung dieses Zentrums übernommen hat, sollte zum bisher ungewöhnlichsten seiner Karriere werden: Das Jahr in dem der Lockdown dafür sorgte, dass Patienten lang erwartete radiologische Untersuchungen absagen oder verschieben mussten. Das Jahr in dem Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen von heute auf morgen um etwa 90 Prozent zurückgegangen sind. Und das Jahr, in dem Brader sein Team in die Kurzarbeit schicken musste.


Peter Brader, MD, Ärztliche Leitung, Diagnostikum Linz, Österreich

Zugleich ist das Jahr 2020 für das Diagnostikum Linz ein Jahr des Neubeginns. Die Radiologen haben investiert und die Praxis mit Geräten auf dem aktuellen Stand der Technik komplett neu ausgestattet. Jetzt arbeiten sie gemeinsam mit Siemens Healthineers daran, dass die in vielen dieser Systeme hinterlegte künstliche Intelligenz auch Wirkung zeigen kann. Unser Gespräch wird mehrfach vom Baulärm in der Praxis unterbrochen – aber Peter Brader bleibt völlig gelassen und sagt: „Ich spüre hier neuen Elan. Und das macht mir große Freude.“

„Besonders schwierig für uns war der erste Lockdown“, erinnert sich Peter Brader. „Darauf war keiner vorbereitet. Von Freitag auf Montag wurde ganz Österreich heruntergefahren.“ Die Patienten waren verunsichert. Nach und nach sind die Untersuchungszahlen eingebrochen.

Im Bereich Röntgen und Ultraschall verzeichnete die Praxis in Linz einen Rückgang um bis zu 90 Prozent, bei der Magnetresonanztomografie gab es 40 bis 50 Prozent weniger Untersuchungen. „Einige Patienten hatten schon lange auf ihre Termine gewartet und wollten keinesfalls verzichten.“ Die anderen kamen auf Wartelisten, die nach der Lockerung abgearbeitet werden konnten. Zwar war das Diagnostikum Linz keinen Tag lang geschlossen, allerdings haben viele Untersuchungen während des Lockdowns schlichtweg nicht stattgefunden. Peter Brader fürchtet, dass sich die Auswirkungen der versäumten Termine in den nächsten Monaten zeigen: „Wir haben derzeit nur eine Woche Wartezeit für eine Mammografie. Jedoch hätten viele Frauen während des Lockdowns Kontrolluntersuchungen gehabt – der Ausfall im Frühjahr könnte noch länger Konsequenzen haben.“

Effizienz ist gerade in der Mammografie ein sehr wichtiges Thema, insbesondere weil die Screeningprogramme zur Vorsorge zum Anfang der Pandemie fast vollkommen auf Eis gelegt wurden. Auch deshalb haben die Experten in Linz die Mammografie aufgerüstet und setzen seit diesem Sommer auf MAMMOMAT Revelation1, der effizientes 2D-Screening und Tomosynthese verbindet. Mit der neuesten Softwareversion wurde eine verbesserte Berechnung einer synthetischen 2D-Darstellung aus den Tomosynthesedaten eingeführt. „Das ist ein Riesenschritt!“ erklärt Peter Brader. „Der Algorithmus erzeugt einen etwas anderen Bildeindruck, obwohl es dem konventionellen 2D-Bild in Qualität um nichts nachsteht. Inzwischen schauen wir zunächst das synthetische 2D Bild an und können bei komplexen Fragestellungen zu 3D wechseln. Damit haben wir die Möglichkeit, verdächtig aussehende Überlagerungen ganz genau zu betrachten.“ Die neue Technologie kann den Radiologen bei der Beschleunigung der Begutachtungszeit helfen, da die Bilder leicht mit vorherigen Untersuchungen mit konventionellen 2D-Aufnahmen zu vergleichen sind. Außerdem muss neben der Tomosynthese kein weiteres 2D-Bild aufgenommen werden und unnötige Strahlenbelastung kann vermieden werden.

Schnelligkeit in der Routine beim Einsatz von Tomosynthese.

COVID-19 hat die Arbeit verändert – die erweiterten Hygienestandards machen die Untersuchungen aufwändiger. Und das Diagnostikum hat auch hier zur Sicherheit seiner Patienten investiert. Ein Beispiel: Patienten mussten bislang am Tag nach der Untersuchung ein zweites Mal in die Praxis kommen, um ihre Befunde abzuholen. „Heute wollen wir die Patienten aus Sicherheitsgründen kein zweites Mal in die Praxis bitten, darum stehen die Befunde inzwischen elektronisch zur Verfügung. Die Patienten erhalten eine TAN per SMS und können nach der Eingabe alle wichtigen Informationen online einsehen“, erklärt Peter Brader die neue papierlose Abwicklung.

Peter Brader und seine Kollegen wollen Patienten jederzeit die modernste Technik zur Verfügung stellen – also high-end-Radiologie außerhalb der Krankenhäuser. „Ich sehe in meinem täglichen Umfeld, welche Vorteile es bringt, auch künstliche Intelligenz zu Hilfe zu nehmen – egal ob bei den 2D Bildern in der Mammografie oder beim brandneuen Röntgengerät YSIO X.pree2 mit der automatischen Kollimation2, 3. Die Entwickler solcher Lösungen sind für mich echte Raketenwissenschaftler. Ich bin davon sehr beeindruckt. Jedoch können die KI-gestützten Systeme am besten lernen, wenn sie gute Rückmeldungen bekommen – darum sind wir auch seit Jahren bei den Entwicklungen mit dabei“, sagt der Radiologe. „Beim YSIO X.pree ist es uns wichtig frühzeitig Rückmeldung zu geben, wo unserer Meinung nach noch nachgeschärft werden muss. Die erfolgreiche Überführung eines so bahnbrechend neuen Gerätes in die Praxis funktioniert nur gemeinsam. Und wir investieren hier die Erfahrung, die wir im Verbund von 100 Experten im Diagnostikum haben.“ Brader ist überzeugt: Eine KI, die wirkt, kann nur mit Radiologen gemeinsam entwickelt werden. „Nur Praktiker können beurteilen, wie KI funktionieren muss, damit sie wirklich Erleichterung schafft oder das Handling verbessert. Wenn ein Prozess sich im Arbeitsalltag nicht bewährt, melden wir das zurück.“


Judith Feichtinger, MTRA, Diagnostikum Linz, Österreich

An vorderster Front bei der Arbeit mit dem neuen Gerät und der Betreuung der Patienten ist die MTRA Judith Feichtinger. Sie arbeitet seit einigen Wochen mit dem digitalen Röntgensystem YSIO X.pree, probiert die Voreinstellungen und die individuelle Anpassung der Bildqualität aus und hat schon ein Zwischenfazit. „Die neue Fernsteuerung ist praktisch und erleichtert uns ganz konkret das Arbeiten. Auch die Voreinstellungen zur Auto-Kollimation funktionieren wahnsinnig gut. Das Gerät fährt sich von selbst in die richtige Position.“ Augenzwinkernd fügt Feichtinger hinzu: „Nur der Patient positioniert sich nicht von selbst.“ Damit spricht die MTRA ein wichtiges Thema an. Beim YSIO X.pree hilft die 3D-Kamera, Fehlaufnahmen zu vermeiden, da Bewegungen des Patienten erkannt und korrigiert werden können. Trotzdem ist und bleibt die menschliche Zuwendung in den Praxen das A und O – auch und gerade in Zeiten, in denen neue Hygienestandards die Abläufe umkrempeln. „Wir müssen viel mit unseren Patienten reden und erklären was passiert, denn für viele Menschen ist die Untersuchung eine Ausnahmesituation – nur für uns ist es Routine. Von außerhalb des Raumes zu steuern und nur Kommandos hineinzurufen, funktioniert nicht. Die Patienten brauchen menschliche Zuwendung. Und wir sind gerne für sie da.“

Peter Brader wirkte seit 2013 im Diagnostikum Graz. Seine Spezialgebiete umfassen die urogenitale Radiologie, molekulare und onkologische Bildgebung. Am 01. Januar 2020 übernahm er die ärztliche Leitung im Diagnostikum Linz.

Die Diagnostikum Gruppe bringt führende Radiologiezentren an vier Standorten in Österreich zusammen – Patienten in den Regionen Wien, Graz, Schladming und Linz können sich auf „höchste Qualität und Fachexpertise“ verlassen, so der gemeinsame Anspruch der beteiligten Praxen. Darum setzen die Macher des Diagnostikums auf high-end-Technologie und entwickeln diese auch mit.


Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.