Bildgebung

Virtuelle Steuerung von diagnostischer Bildgebung

Wie ein Remote Scan Konzept sowohl den Bildgebungsworkflow verbessern als auch den Zugang zur medizinischen Versorgung durch Fachärzte erweitern könnte.

4min
Helen Baer
Veröffentlicht am 7. Juni 2019

Der gesteigerte Bedarf an radiologischem Fachpersonal könnte zukünftig verstärkt zu Engpässen führen. Mit der Einführung einer Software zur Remote Scan Unterstützung ist es den Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA) des Universitätsklinikums Essen nun möglich, ortsunabhängig bis zu drei Scanner gleichzeitig zu bedienen.

Die Anzahl der MR und CT Untersuchungen steigt, doch immer häufiger fehlt geeignetes Fachpersonal, das die Geräte bedienen kann. Der Fachkräftemangel an MTRAs kann laut Prof. Dr. Michael Forsting, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen, in Deutschland künftig zum Problem werden. „Gegenwärtig gibt es zwar noch keine Versorgungsengpässe, aber zunehmend Probleme, Dienste zu besetzen. Das System droht zu kippen. Wenn wir jetzt nicht handeln, haben wir in ein paar Jahren schon eine echte Mangelsituation und können Patienten nicht mehr adäquat versorgen.“ [1]

Die Gründe für den Fachkräftemangel liegen vor allem in der anspruchsvollen Tätigkeit mit hoher Verantwortung bei zu geringer Bezahlung, Nacht-, Wochenend-, und Feiertagsdienst sowie einem hohem Arbeitsaufkommen. Zudem ist das Berufsbild in den letzten Jahren viel komplexer geworden. Moderne diagnostische Bildgebungsverfahren, wie MR/PET oder CT/PET, haben das Aufgabengebiet in radiologischen Abteilungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert.

Stetige Weiterbildungen und Spezialisierungen sind erforderlich, um dem Hauptanspruch des Berufes, der Erstellung und Aufbereitung von Bildern in höchster diagnostischer Qualität, gerecht zu werden. Die vielfältigen Aufgaben von MTRAs, von der Patiententerminierung über die Patientenvorbereitung und -lagerung, bis hin zur Untersuchung und dem Gerätemanagement haben sich durch die Einführung neuer IT-Lösungen stark gewandelt. Besonders der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) führt dazu, dass ein MTRA zukünftig mehr und mehr die Rolle eines Supervisors einnehmen wird. [2]


Professor Michael Forsting, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen

Auch die radiologische Abteilung des Universitätsklinikums Essen hat den Mangel an qualifiziertem Personal deutlich gespürt. „Wenn du jeden Morgen aufs Neue entscheiden musst, ob du ein Gerät abschalten musst oder nicht, weil das geeignete Personal fehlt, ist das höchst unangenehm. Das kommt nun überhaupt nicht mehr vor“, erzählt Prof. Dr. Forsting. Die Einführung von syngo Virtual Cockpit ermöglicht MTRAs, ortsunabhängig bis zu drei Geräte gleichzeitig zu bedienen. Auch die ursprünglichen Bereiche des Patienten- und Untersuchungsmanagements konnten durch die Zentralisierung von Spezialisten in einem „Cockpit“ neu organisiert werden.

„Wir haben zwei neue Arbeitsbereiche festgelegt: Einmal das Patientenmanagement am Scanner, bei dem medizinische Assistenten den Patienten betreuen und lagern. Auf der anderen Seite sitzen die Experten an den syngo-Virtual-Cockpit-Arbeitsplätzen – die wir „Virtual Imaging Specialists“ nennen und dementsprechend ausbilden“, berichtet Anton Quinsten, leitender MTRA am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen. Die neue Einteilung der Arbeitsbereiche macht es zum einen dem Personal am Scanner deutlich einfacher, den Patienten individuell vorzubereiten und die Sicherheit bei der Durchführung des Scans zu gewährleisten, zum anderen können sich die Spezialisten im Scanning Cockpit gänzlich auf die Erstellung diagnostischer Bilder konzentrieren, um konstant höchste Qualität sicherzustellen. Darüber hinaus verkürzen die effizienteren Arbeitsabläufe den Untersuchungsablauf, was gleichzeitig die Wartezeiten für Patienten verkürzt.

Neben dem klinischen Alltag erleichtert syngo Virtual Cockpit auch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Kollegen außerhalb der eigenen Einrichtung. Ärzte und Kliniken in strukturell schwächeren Regionen können sich mit Fachexperten vernetzen und so eine bestmögliche diagnostische Versorgung anbieten. Erfahrene MTRAs schalten sich per Fernzugriff auf andere Geräte und lassen weniger erfahrenen Kollegen die nötige Unterstützung zukommen, die für seltene oder spezielle Verfahren notwendig ist. Dies erspart Patienten, die zum Teil sehr lange Anreise oder die Verlegung in andere Einrichtungen.

Die vielfältigen Möglichkeiten, die sich mit der Einführung eines virtuellen Cockpits ergeben, optimieren somit nicht nur den radiologischen Arbeitsalltag in der eigenen Einrichtung, sondern erleichtern auch die fachspezifische Versorgung in ländlichen Regionen. 

Mit der zunehmenden Digitalisierung werden neue IT und Softwarelösungen zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen, um die diagnostische Genauigkeit und den Therapieerfolg zu erhöhen. „Als Radiologe ist man stets offen für neue Technologien, aber am Ende ist es immer unser Ziel, den Patientenkomfort und die medizinische Qualität zu steigern – syngo Virtual Cockpit ist uns dabei eine große Hilfe“, erzählt Prof. Dr. Forsting.


Von Helen Baer
Helen Baer is an editor at Siemens Healthineers.