“Gib niemandem die Gelegenheit, dich herunterzuziehen“

2021-03-08

Das offizielle Thema des diesjährigen Weltfrauentags 2021 lautet #Choose to Challenge, um geschlechtsspezifische Vorurteile und Ungleichheit zu benennen und nicht hinzunehmen.

Areeves ältere Tochter spielt heute Fußball auf Vereinsebene.

Areeve's older daughter plays soccer at club level today.
Areeve und zwei Arbeitskolleginnen auf einem Kongress im Jahr 2019.
Areeve Oliver together with two work colleagues at a congress in 2019.


Areeve und ihre Freundin und Mentorin Amanda tauschen sich regelmäßig über mögliche Herausforderungen aus, vor denen Frauen in ihrem Arbeitsumfeld oder Privatleben stehen können.

Areeve and her friend and mentor Amanda regularly exchange about potential challenges of women in their work environment and private lifes.

Areeve Oliver, Key Account Managerin bei Siemens Healthineers, hat im Laufe ihrer Karriere eine pragmatische Herangehensweise an das Thema Chancengleichheit entwickelt. „Für mich ist eine Aufgabe, Strategie oder Situation weder für einen Mann noch eine Frau gedacht. Es ist einfach nur eine Aufgabe, eine Strategie oder eine Situation: etwas, das gelöst bzw. bearbeitet werden muss. Ich konzentriere mich schlichtweg auf das, was getan werden muss, und beteilige alle gleich daran, nehme aber auch alle gleichermaßen in die Verantwortung.“

Areeve ist sich der nach wie vor bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft bewusst. Aus ihrem Bekannten- und Freundeskreis hört sie manchmal von einem Thema, das sie als „stille Gewalt“ bezeichnet und sie sehr bestürzt: „Stellen Sie sich einmal eine Frau vor, die auf berufliche Widerstände stößt, nicht, weil sie keinen Erfolg hat, sondern weil ihr Arbeitsumfeld – vielleicht eine Kollegin, ein Kollege oder die Führungskraft – sie nicht richtig akzeptiert, absichtlich oder unabsichtlich. Das führt leicht dazu, dass jemand sich nicht wertgeschätzt fühlt. Das ist nicht sichtbar und doch spürbar.“

Ihr Vorbild ist eine ihrer besten Freundinnen aus Studienzeiten, die ihr auch als Mentorin zur Seite steht: „Sie ist eine sehr erfolgreiche schwarze Frau, die beruflich wirklich hart gearbeitet hat. Heute ist sie Geschäftsführerin einer Beratungsfirma für Gesundheitsdienstleister, die vor allem im Bereich öffentliche Gesundheit und Gesundheitsmanagement tätig ist.“ Oliver findet, dass die jahrzehntelange Apartheidsgeschichte Südafrikas als zusätzlicher Faktor berücksichtigt werden müsse, wenn es um mögliche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern geht. „Aus meiner Sicht gibt es immer noch Situationen, in denen sich schwarze Frau in Rollen beweisen müssen, die historisch gesehen von weißen Männern besetzt waren.“

Darauf angesprochen, wie Frauen am besten Hindernisse in ihren Karrieren überwinden können, empfiehlt Areeve kontinuierliche Weiterbildung und einen hohen Grad an Selbstmotivation. „Sei überzeugt, dass du es schaffen kannst, dann wirst du es auch schaffen. So gibst du weder der Gesellschaft noch anderen Menschen die Gelegenheit, dich herunterzuziehen.“ Sie hat bereits einige Bewerbungsgespräche mit Universitätsabsolvent*innen geführt und staunt über die Einstellung einiger: „Sie wollen nur genau das machen, was in der Stellenbeschreibung steht. Kein Interesse am Lernen, an persönlichem Wachstum. Gleichzeitig wollen sie aber möglichst schnell in der Karriereleiter aufsteigen. Ich persönlich glaube nicht, dass eine solche Haltung funktioniert. Das Einzige, was uns auf die Zukunft vorbereiten kann, ist Lernen und Fragen stellen.“

Areeve hat ihrer Tochter vorgelebt, dass man sich dafür entscheiden muss, eine Situation bewusst zu hinterfragen, um so ein Umdenken anzustoßen. Denn ihre Tochter hatte einen großen Wunsch: Sie wollte Fußball spielen. „Mädchen stoßen immer noch auf große Widerstände und bekommen einen Stempel aufgedrückt, wenn sie Fußball spielen wollen“, erklärt sie, „und ihre Schule hatte noch nicht mal ein Mädchen-Fußballteam.“ Als sie dies ändern wollte, stieß sie sofort Gegenwind. „Sie behaupteten, sie hätten keine Räumlichkeiten und Plätze dafür, aber wir haben gesagt: ‚Wir wollen überhaupt keine Extras. Wir wollen nur, dass sie Fußball spielen kann, genau wie Jungs auch.‘ „Letzten Endes,“ erzählt Areeve lächelnd, „bekam meine Tochter als eine der besten Fußballer*innen einen Platz in der Ehrengallerie an der Schulwand. Das Mädchen-Fußballteam gibt es immer noch, auch wenn sie die Schule vor ein paar Jahren verlassen hat.“ Heute spielt sie Fußball auf Vereinsebene.